Togoreport 01.2017

 

In diesem Bericht versuche ich etwas über das Flüchtlingselend in Europa zu schreiben. Viele Flüchtlinge werden als Wirtschaftsflüchtlinge bezeichnet. Was man aber nicht weiss, oder nicht wahrhaben will, Westafrikanische Flüchtlinge verlassen ihr Land auch wegen dem Euro.

 

Der Anlass zu diesem Bericht war ein Zeitungsabschnitt zu diesem Thema, der mir von Hansruedi Ott geschickt wurde.

 

Angefangen hat das Ganze mit der Kolonialisierung von Afrika. Schon im ersten Drittel des 15.jahrhunderts kamen die Portugiesen als erste nach Westafrika. Portugal ist auch die einzige Kolonialmacht die nebst den Einnahmen aus fernen Kolonien keine eigene Industrie aufbaute. Deshalb geht es den Portugiesen auch heute noch schlecht. Die Länder Spanien, Italien, Frankreich, Grossbritannien, Deutschland, und Belgien waren beteiligt. Ab 1880 war ganz Afrika mit Ausnahme von Abessinien (heute Äthiopien) verteilt. Liberia gehörte seit 1815 zu Amerika um Freigelassene Sklaven zurückzuführen. Liberia ist der weisse Fleck auf der Karte. Holländer und Dänen hatten anfangs auch ihre Ansprüche.

 

Die Länder Kamerun, Zentralafrikanische Republik, Gabun, Tschad, Kongo Brazzaville, Benin, Burkina Faso, Äquatorial Guinea, Guinea-Bissau, Elfenbeinküste, Niger, Senegal und auch Togo haben alle den XOF, genannt CFA. Es gibt 2 Arten von CFA. Die ersten 5 Länder haben den Ost CFA die restlichen Länder den West CFA. Der Wert ist aber bei beiden identisch. Mali hatte zwischen 1962 und 1984 den Mali Franc. 100 CFA waren immer 200 Mali Franc. Seit 1984 hat auch Mali den CFA.

 

Früher war der CFA mit dem Französischen Franc fix verbunden. Man konnte CFA in französischen Franc und Umgekehrt wechseln ohne auch nur 1 CFA zu verlieren. Man konnte sogar mit dem Französischen Franc bezahlen. Im Jahr 1999 wurde der Euro als Buchwährung eingeführt. Seit 2002 gibt es nun den Euro als Geld, eingeführt durch Helmut Kohl. Die Franzosen unter Präsident Jacques Chirac setzten durch, dass die Bindung zum CFA an die Europäische Währung auch weiterhin besteht. Seitdem gilt 1 Euro ist 650 CFA. Auch wenn der CFA abgewertet wird, der Kurs zum Euro bleibt. Wenn nun der CFA abgewertet wurde stiegen im Gleichschritt die Schulden, denn die Schulden sind in Euro zurückzuzahlen. Nicht so bei Griechenland. Wenn der Euro gegenüber anderen Ländern an Wert verlor blieben die Schulden zu dem restlichen Europa gleich.

 

Es ist bekannt, dass arme europäische Länder wie Griechenland unter dem Euro leiden. Die Westafrikanischen Länder gehen unter dem Euro kaputt.

 

Für Europäer aus der Euro Zone ist das Leben in den oben genannten Ländern sehr teuer geworden, für Einheimische beinahe unerschwinglich. Durch die mehrfache Abwertung des Geldes in den letzten 38 Jahren (Insgesamt 80%) bezahlt man heute etwa 6- bis 7-mal mehr als 1978. Da ich mein Geld in der Schweiz verdiente, hat sich die Preisspirale nicht so stark nach oben gedreht. Ich bezahle heute zwar auch das 6- bis 7- fache, erhalte aber für Schweizer Franken wesentlich mehr CFA. Für mich ergibt das eine Preiserhöhung gegenüber 1978 um lediglich 12 - 13%. Die Preise sind aber in der Schweiz auch moderat gestiegen. Deshalb gilt für mich, das Leben in Westafrika wird immer billiger.

 

Preisvergleich; Coca Cola 1978 Preis 45 CFA, heute 300 CFA also eine Preiserhöhung um 666%.

 

Wechselkurs 1978: 100 Fr. waren 8‘000 CFA, heute 60‘000 CFA. Dies entspricht einer Erhöhung um 750%.

 

Die 2. Art die dritte Welt zu unterdrücken ist das Umweltzertifikat. Umweltzertifikate wären eigentlich eine gute Sache, wenn sie nicht Handelbar wären. Wenn ein reicher Staat mehr Emissionsaustoss hat als erlaubt, kann er einem armen Land die Zertifikate abkaufen. Somit verhindert das Zertifikat eine Industrialisierung und Entwicklung der Dritten Welt. Die dritte Welt ist weiterhin von der ersten Welt abhängig. Dies nennt man Freilassung aus der Kolonialisierung in die Abhängigkeit. Man könnte auch sagen, die Kolonialisierung geht weiter.

 

Auch das Handeln an der Börse mit Lebensmittel sollte man verbieten, denn auch dies macht man, um die dritte Welt zu unterdrücken. Arme Länder können sich so lebenswichtige Nahrungsmittel nicht mehr leisten. Es sei denn, sie besorgen sich Kredit in Europäischen Ländern. Die Folgen davon habe ich oben bereits erläutert.

 

Wer also auch in Zukunft von Wirtschaftsflüchtlingen spricht, hat gar nichts begriffen. Schliesslich ist das Recht auf Nahrung auch ein Menschenrecht, auch wenn das 30% der Schweizer nicht wahrhaben wollen. Mit den 30% meine ich die Schweizer, die glauben, Herrliberg sei die Hauptstadt der Schweiz.

 

Es gibt sehr viele Schweizer die den Lebensabend in Thailand, den Philippinen oder andere billigen Ländern verbringen. Man könnte nun behaupten, auch das sind Wirtschaftsflüchtlinge.

 

Was in diesem Bericht nicht erwähnt wird, sind die Anglophonen Länder Westafrikas Nigeria und Ghana. Beide haben eigene Währungen (Nigeria hat Naira und Kobo, Ghana hat Cedi und Pesewas). Es erstaunt mich aber nicht, dass es so viele Nigerianische Flüchtlinge gibt. Nigeria ist das Bevölkerungsreichste Land Afrikas. Jeder 5. Afrikaner ist ein Nigerianer.

 

Ich hoffe, dass nun vieles erklärt ist. Ansonsten könnt ihr mich Fragen. ich werde versuchen, alles zu beantworten.

 

Für mich waren die Zusammenhänge schon lange klar. Was mir nicht klar war, dass man dies in Europa eigentlich nicht so Wahrgenommen hat.

 

 

 

Nun zum eigentlichen Togoreport

 

Vor vielen Jahren verstarb in Teshie bei Accra ein Fischer. Sein Sohn, Kwei Nortey genannt Kane war Tischler. Er fertigte für seinen Vater einen speziellen Sarg, in Form eines Fisches. Seine Freunde und Verwandten fanden die Idee nicht schlecht und wollten auch so einen Sarg. Nun begann er solche Särge herzustellen und stellte die fertigen Produkte am Strassenrand aus. Vorbeifahrende Touristen machten von den farbenprächtigen Särgen Fotos und zeigten zuhause die Bilder. Immer mehr Besucher kamen und Kwei’s Werkstatt wurde eine wahre Attraktion. Journalisten reisten an, es wurde sogar ein Dokumentarfilm über den vom Sargmacher zum Künstler avancierten Mann gedreht. Händler aus Europa und Amerika zahlten Astronomische Preise und verkauften die Särge zu noch höheren Preisen weiter. Als Kwei vor ein paar Jahren starb wurde er standesgemäss in einem Mercedessarg bestattet. Sein geschäftstüchtiger Sohn Kwei Nortey Junior hat seinen Beruf als Tischler an den Nagel gehängt und ist heute Betriebsmanager mit vielen Angestellten. Wie kann es anders sein, sie stellen Särge her.

 

Es ist aber so, dass 99.9% der Ghanaer in einem ganz normalen Sarg Bestattet werden. Die Särge werden weltweit an Ausstellungen gezeigt und an reiche Grufties verkauft.

 

Ein Togolese hat nun diese Idee aufgegriffen und stellt nun auch solche Särge her.

 

Da ich zu diesem Thema nicht viel e Fotos habe, füge ich ein paar Fotos aus unserem Garten ein. Es ist eine Art Safari im Garten.

 

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